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Stolpersteine - Steine gegen das Vergessen

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Karl Fritz Bode


Für Karl Fritz Bode.


In diesem Haus in der Afföllerstraße 21 wohnten Karl Fritz Bode und seine Mutter.
Foto: Wagner, 2011

Der Stein wurde verlegt am 29.11.2011.

HIER WOHNTE
KARL FRITZ BODE
JG 1896
VERHAFTET 1934
EINGEWIESEN 1934
HEILANSTALT MÜNSTER
"VERLEGT" 1941
HADAMAR
ERMORDET 26.6.1941
AKTION T4

Während des Nationalsozialismus galten auch Menschen, die geistig oder körperlich behindert waren, nicht arbeiten wollten oder konnten, obdachlos oder homosexuell waren als "lebensunwert". Aber auch Menschen, die sich kritisch mit der faschistischen Gesinnung und den damit verknüpften staatlichen Repressionen auseinander setzten und ein Verhaltensrepertoire aufwiesen, das nicht mit dem der NS-ldeologie "vereinbar" war, galten als "unerwünscht". Sie wurden als "querulatorisch" definiert und schon allein deswegen der Vernichtung preisgegeben.

Ein Opfer dieser menschenverachtenden Politik war auch Karl Fritz Bode, der am 5. Februar 1896 in Cölbe bei Marburg geboren wurde. Als "Wolfgang Rollin" veröffentlichte er zahlreiche Gedichte, Reisebeschreibungen und das "Marburg Lied", wodurch er eine gewisse Popularität erlangte. Diese nutzte er um auf Miss-Stände in Bildung und Politik hinzuweisen und verlangte diese abzuschaffen. Durch sein Engagement verstrickte er sich aber nicht nur in den Seilschaften der vom Nationalsozialismus geprägten Marburger Gesellschaft, sondern auch in die der Justiz, die ihre prozessualen Möglichkeiten geschickt ausschöpfte um Karl Fritz Bode, bei dem "keine Zeichen einer Geisteskrankheit" vorlagen, dennoch als einen "typisch querulatorisch uneinsichtigen Psychopathen" zu diffamieren. Wegen seines unbequemen Verhaltens wurde Bode zu einer mehrjährigen Haftstrafe in einer "Heilanstalt einer Strafanstalt" verurteilt.

Die Freiheit erlangte er nicht mehr. Bis zu seiner Ermordung lebte er in den verschiedensten Heil- und Pflegeanstalten.

Meldekarte von Karl Fritz Bode mit eingetragenem Todesdatum, Meldebehörde Marburg

 

[Vers 1 siehe Abbildung links]

"Am Steuer hocken wir gebannt
hoch über Tal und Auen -
Wir grüßen stolz das Vaterland,
das wir von droben schauen -
Wir grüßen Vaterstadt und -haus,
Gekrönt vom stolzen Schlosse -
Wir fliegen weit ins Tal hinaus
Auf unserem roten Rosse.
Glück ab / Glück ab / Glück ab /
Auf unserem roten Rosse."

[Vers 3 siehe Abbildung links]

[Vers 4 siehe Abbildung links]

"Deutschlands Segelfliegern gewidmet. Aus dem demnächst [Herbst 1928] erscheinenden neuen Segelflieger-Roman 'Der rote Pegasus' von Wolfgang Rollin. Vers 2 [rechts] den Jungfliegern der Marburger Segelfliegerschule zugeeignet!"
Bildpostkarte, Universität Osnabrück, Sammlung Giesbrecht

Im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasie-Programms wurde Karl Fritz Bode alias Wolfgang Rollin wohl noch am Tag seiner Verlegung von der "Haftheilanstalt Haina" nach Hadamar am 26. Juni 1941 im Alter von nur 45 Jahren ermordet.

Quelle: Ulrich Hussong und Oliver König, Karl Fritz Bode alias Wolfgang Rollin (1896-1941). Ein Marburger Dichter und Republikaner, Zeitschrift für hessische Geschichte und Landeskunde 115 (2010) 257-295
Text: Gaby Küppers

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