Geschichtswerkstatt Marburg e.V. Forschung für Regional- und Alltagsgeschichte
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Stolpersteine - Steine gegen das Vergessen Familie Drucker
Die Steine wurden verlegt am 28.04.2008.
Die Druckers waren eine alteingesessene Familie in Ockershausen. Bereits Meier Druckers Eltern, Jakob Drucker (geb. 23. September 1822) und Bertha Stern wohnten in dem Haus Ockershäuser Straße 82. Meier Drucker hatte mit seiner Ehefrau Jeanette, geb. Goldschmidt (geb. am 8. Dezember 1877), zwei Kinder: Jakob Drucker, geb. 30 April 1910, und Max Drucker, geb. 9. Juni 1912. Meier Drucker war Fell-, Vieh- und Eisenwarenhändler. Darüber hinaus handelte er mit Fahrrädern und deren Ersatzteilen, Haushaltswaren und betrieb im Nebenerwerb Landwirtschaft. Seine Söhne Max und Jakob arbeiteten in seinem Geschäft mit. Am 29. Oktober 1936 beantragte Max Drucker beim Kreiswirtschaftsberater die Übernahme des väterlichen Geschäftes. Das Gesuch wurde nach Rücksprache mit dem Gauwirtschaftsleiter abgelehnt. Am 1. April 1938 wurde Meier Drucker die Zulassung für den Viehhandel mit der Begründung, er besitze "die persönliche und sachliche Eignung zur Führung eines Viehhandelbetriebs" nicht, entzogen. Jakob Druckers Auswanderungsantrag hatte der NSDAP-Zellenleiter aus Ockershausen in einer Beurteilung "trotz Bedenken", und mit der Mutmaßung er würde dem "Ansehen des Reiches schaden", dennoch zugestimmt. In dem Schreiben verleumdet er Jacob Drucker mit der Formulierung, er sei "ein echter schmutziger, fauler gehässiger Jude". Weiter wurden herabwürdigende Gerüchte über die Familie verbreitet, sie hätten keine Toilette (es gab zu der Zeit in ganz Ockershausen keine Kanalisation) und müssten auf den Misthaufen gehen. Des Weiteren behauptete der NSDAP-Zellenleiter, im Betrieb der Familie Drucker herrschten großer Schmutz und Unordnung. Im August 1938 flüchtete Jakob Drucker in die USA, während Max Drucker bei seinen Eltern blieb. Er wurde am 31. Mai 1942 deportiert und am 15. August 1942 im KZ Majdanek ermordet. In der Nacht vor seiner Deportation soll er - so ein Zeitzeugenbericht - seine verbliebenen Handelsgüter vor die Häuser derjenigen Nachbarn gestellt haben, denen er auf diese Weise noch etwas zukommen lassen wollte. Seine Eltern, Meier und Jeanette Drucker, wurden am 6. September 1942 zunächst nach Theresienstadt deportiert. Von dort wurden sie bereits am 29. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka verschleppt und sofort nach Ankunft ermordet. Die Nachfahren von Jakob Drucker leben in den USA. Eine Enkelin ist - zumindest vorübergehend - nach Deutschland zurückgekehrt. |
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