Geschichtswerkstatt Marburg e.V. Forschung für Regional- und Alltagsgeschichte
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Stolpersteine - Steine gegen das Vergessen Familie Isenberg
Die Steine wurden verlegt am 01.03.2007.
Gerson Isenberg wurde am 6.4.1880 in Marburg geboren. Seine Eltern Tobias und Rosa Isenberg hatten das Haus am Steinweg 12 im Jahr 1888 gemeinsam mit Verwandten und Geschäftspartnern gekauft und dort eine Schlachterei, eine Gaststätte und Hotelzimmer eingerichtet. Das Haus ist der ehemalige Burgmannensitz der Familie Breidenbach zu Breidenstein, die so genannte Löwenburg (erbaut in der 2. Hälfte 17. Jahrhundert), und bot über etliche Jahre einen Treffpunkt für jüdisches und nicht-jüdisches geselliges Leben in Marburg. Gerson Isenberg, der die Geschäfte von seinem Vater übernahm, hatte mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Er gründete zahlreiche verschiedene Firmen und Agenturen. 1920 wurde die Speise- und Schankwirtschaft eingestellt. Der Handel mit Därmen und Metzgereiartikeln bestand fort. In der NS-Zeit konnte das Geschäft nur eingeschränkt weitergeführt werden; der Sohn Hans Isenberg war bereits 1933 nach Frankreich geflüchtet. Die Ehefrau von Gerson Isenberg, Selma Hirsch, wurde am 25.2.1881 in der Nähe von Heidelberg geboren. Das Ehepaar hatte zwei Kinder: Lieselotte Isenberg (geb. 22.12.1906) und Hans Isenberg (geb. 4.3.1910). Das Haus Steinweg 12 musste Isenberg wahrscheinlich 1931 verkaufen. Es wurde von dem Rechtsanwalt Ludwig Bachrach erstanden. Dessen Vermögen wurde nach der Flucht der Familie Bachrach nach Frankreich, beschlagnahmt. Danach befand sich u. a. das Geschäft Farben Schmitz in dem Gebäude. Gerson Isenberg wurde nach dem Pogrom am 9. November 1938 nach Buchenwald verschleppt und fand dort am 14.11.1938 auf Grund der menschenverachtenden Bedingungen den Tod (amtlich: 'Herzversagen'). Der Versuch seiner Frau Selma, 1938 nach Frankreich zu ihrem Sohn zu flüchten, scheiterte. Sie wurde mit dem letzten Transport Marburger Juden am 6.9.1942 nach Theresienstadt deportiert und am 18.5.1944 in Auschwitz ermordet. Die Tochter Lieselotte Isenberg, die nicht mehr in Marburg lebte, entschloss sich am 10.7.1942 in Hamburg auf Grund der hoffnungslosen Lage der Juden für den Freitod. Ab 1934 wohnte das Ehepaar Isenberg im Haus Steinweg 16. Die Stolpersteine liegen jedoch vor dem Haus Steinweg 12, da das Gasthaus Isenberg über etliche Jahre eine "Institution" in Marburg war. |
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