Geschichtswerkstatt Marburg e.V. Forschung für Regional- und Alltagsgeschichte
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Stolpersteine - Steine gegen das Vergessen Familie Rosenberg
Die Steine wurden ursprünglich verlegt am 20.03.2006, die Neuverlegung erfolgte im Dezember 2016.
Bei der Neuverlegung der Stolpersteine im Dezember 2016:
Menke Eichelberg, der aus einer alteingesessenen Marburger Familie stammte, gründete 1865 eine Stoffhandlung. Dieses Textil- und Stoffgeschäft befand sich ursprünglich in der Barfüßerstraße 42. Ab 1883 hieß das Geschäft "M. Eichelberg's Nachfolger" und wurde von einem Schwiegersohn Menke Eichelbergs, Leo Rosenbusch, geführt. 1893 trat ein weiterer Schwiegersohn, Samuel Meyer aus Weener, Ostfriesland, als Teilhaber in das Geschäft ein. Meyer war mit der Tochter Bertha Eichelberg verheiratet. 1899 zog das Geschäft in das Haus Barfüßerstraße 50. Bertha Meyer starb im Jahr 1904. Die gemeinsame Tochter Estella war beim Tod ihrer Mutter erst neun Jahre alt. Meyer heiratete in 2. Ehe Elise Klein aus Rheydt, das heute zu Mönchengladbach gehört. Franziska Rosenbusch geb. Eichelberg gab ihre Anteile an dem Geschäft auf.
Die Tochter von Samuel Meyer, Estella Meyer, heiratete 1920 Alfred Rosenberg, der als Teilhaber in das Geschäft eintrat. Er wurde am 10.9.1888 in Münster in Westfalen geboren. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er aber in Weener, denn seine Mutter Röschen geb. Arons stammte von dort. In Höxter machte er auf dem König-Wilhelm-Gymnasium die Mittlere Reife und erlernte dann wahrscheinlich den Kaufmannsberuf. Sein Vater hatte einen Pferdehandel in Münster. Die ältere Generation der Familie lebte im ersten Stock des Hauses, Rosenbergs als die jüngere Generation im zweiten Stock. Rosenbergs hatten zwei Kinder, Ruth Beate, geboren am 2.12.1922 und Walter Martin, geboren am 6.12.1929. Das Geschäft führte Damen-, Herren- und Kinderbekleidung, Bettwäsche, Tischdecken und Ähnliches. Im Zuge der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 wurde Alfred Rosenberg verhaftet und in das KZ Buchenwald verschleppt. Am 14.10.1938 unterzeichnete sein Schwiegervater Samuel Meyer ein Schreiben, in dem er von der zwangsweisen Schließung seines Geschäftes unterrichtet wurde. Für das Warenlager war ein Wert von 3 189,50 Reichsmark festgesetzt worden. Das Inventar wurde für 360,45 Reichsmark verkauft. Das Geld ging auf ein Sperrkonto. Das Haus musste im Juni 1939 für einen geringen Betrag, 39 300 Reichsmark, an die Stadt Marburg verkauft werden. 1960 wurde es abgerissen. Die Familie Rosenberg wohnte ab 1939 im "Ghettohaus" der Brüder Moses in der Barfüßerstraße 15 b. Ein Versuch, nach Südamerika auszuwandern, schlug fehl. Alfred Rosenberg musste nach seiner Entlassung aus dem KZ Buchenwald bei Straßenbauarbeiten in der Neuen Kasseler Straße und im Winter 1941 auf dem Friedhof Zwangsarbeit leisten. Der "Ehrenfriedhof" für die Soldaten des Krieges wurde bei diesen Arbeiten erweitert. Die Familie wurde am 30.5.1942 zuerst nach Kassel und dann nach Lublin deportiert. Dort wurden "arbeitsfähige" Männer aus dem Transport herausgenommen und in das KZ Majdanek verschleppt. Alfred Rosenberg wurde dort am 21. August 1942 ermordet. Die Umstände seines Todes sind nicht geklärt. Die übrigen Familienmitglieder wurden weiter in das Vernichtungslager Sobibor gebracht, wo sie direkt nach der Ankunft am 3. Juni 1942 durch Motorgase ermordet wurden. Das Ehepaar Meyer zog 1939 gezwungener Maßen in ein israelitisches Altenheim nach Rheydt. Beide wurden am 25. Juli 1942 ab Düsseldorf in das Ghetto Theresienstadt verschleppt und von dort am 21. September 1942 in das Vernichtungslager Treblinka transportiert und ermordet. Die Steine für die Familie Rosenberg wurden bei Bauarbeiten im Herbst 2016 entnommen und im Dezember 2016 wieder eingesetzt. Im Zuge dieser Aktion wurden auch Gedenksteine für das Ehepaar Meyer gesetzt. |
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